Die Hochwasserkatastrophe 1954 in der Elsteraue
bei Groitzsch und Pegau

Die Bilder der großen Jahrhundertflut von Elbe und Mulde 2002 sind noch in aller Erinnerung. Der Leipziger Südraum kam glücklicher Weise überaus glimpflich davon. Doch im Juli 1954 breiteten sich die Fluten der Weißen Elster in ähnlich gefahrvoller Weise weit in die Auenlandschaft aus und richteten großen Schaden an. Doch nicht nur Süd-West Sachsen, sondern auch Bayern und das Donaugebiet suchte diese unvorstellbaren Katastrophe heim. Ursache dafür war eine sogenannte Vb-Wetterlage (fünf-B), bei der ein Tiefdruckgebiet mit feucht/warmer Luft vom Mittelmeer kommend über Italien nordwärts um die Alpen zieht. In Mitteleuropa treffen diese Luftmassen auf Kaltluft, was zu teils langanhaltenden Niederschlägen führt, die in den Staulagen der Gebirge recht ergiebig sein können. Nach einer längeren niederschlagsarmen Periode zwischen November 53 und Juni 54 begann das Unheil am 7.Juli. Fast sieben Tage regnete es anhaltend stark. Dabei fielen im Erzgebirge und im Vogtland innerhalb kurzer Zeit mehr als 200 l/qm Niederschlag, soviel wie sonst in einem normalen viertel Jahr. Das Resultat zeigte sich in reißenden Flüssen, zerstörten Brücken, Dämmen und Häusern. Tagelang kämpften die Menschen mit einfachsten Mitteln gegen die Wassermassen an. Diese Bilderserie eines mir unbekannten Fotografen zeigt die Situation im Juli 1954 an der Weißen Elster in den Groitzscher Nachbarorten Weideroda, Wiederau und Döhlen.

Das Wasser der Weißen Elster steht in einen Bauernhof in Weideroda. Das Foto entstand vom Elsterdamm am Fussweg in Richtung Zwenkau. Noch vor der großen Flut. Die Männer vom Sauerstoffwerk sind in Bereitschaft.
Blick von Döhlen über die Fluten in Richtung Sender Wiederau. Nur noch wenige Zentimeter fehlen bis zur Straße nach Döhlen (Hintergrund). Nach dem Hochwasser wird eine zerstörte Brücke wieder aufgebaut.
Wasserstand an der Kleindalziger Brücke mit der Straße nach Wiederau. In der Wiederauer Hauptstrasse steht das Wasser knöcheltief. Die Feuerwehrkameraden auf dem Damm in Pöhlands Flur im Einsatz.
In Weideroda und Wiederau musste in den Morgenstunden des 10. Juli zunächst das Vieh in Sicherheit gebracht werden. Die Weiderodaer Tiere wurden nach Carsdorf evakuiert und das Vieh aus Wiederau kam vorübergehend in Pegau und Stöntzsch unter. Auch die Frauen und Kinder schaffte man aus Wiederau heraus in sichere Quartiere, während die Männer des Ortes zum Einsatz an den Damm des Sendergeländes beordert wurden. In 5 Gruppen kämpften die Leute um den dort äußerst gefährdeten Damm. Mit Holzplanken, Pfosten und Sandsäcken wurde der Wall erhöht und verstärkt. Als dieser doch undicht wurde, kamen neben der Feuerwehr, die mit 8 Spritzen sowie der großen Pegauer Kraftspritze half auch Volkspolizeikräfte, sowjetisches Militär und freiwillige Helfer aus dem Umland zum Einsatz.
(Quelle: Museum Pegau - Aufzeichnungen von Karl-Heinz Lüer)
Mit einfachsten Mitteln schuften die Menschen gemeinsam mit Kameraden der freiwilligen Feuerwehr Tag und Nacht an den Dämmen
im Schlamm, um diese abzudichten und zu verstärken. Ein schier aussichtsloser Kampf.

Erinnerungen zweier Groitzscher Hochwasserhelfer.
Am Abend des 10.Juli - einem Sonnabend - machte sich Erich Taubert mit seinen Freunden auf zum Wochen-   
endvergnügen. Während ihrer Einkehr in der Wasser-  
schänke witzelten sie noch über das steigende       
Wasser, ohne sich aber ernsthafte Gedanken darüber  
zu machen. Später im Tanzlokal auf der Wiprechtsburg
verschafft sich gegen 22 Uhr plötzlich Schmiede-    
meister Rudi Berndorf Gehöhr. Alle Pegauer sollten  
sich sofort auf den Heimweg machen, da in einer     
Stunde die Strasse als einzige Verbindung zur       
Nachbarstadt überflutet sein wird, so der Feuerwehr-
mann. Am Sonntagmittag meldete sich aus dem in      
Groitzsch bestehenden Lautsprechernetz der Stadt-   
funk. Alle Männer wurden aufgerufen, sich zur      
Verfügung zu stellen, um den Wiederauer Sender zu   
retten. Das Hochwasser drohte dort die strategisch  
wichtige Anlage zu überfluten. Per LKW wurden die   
Freiwilligen nach Wiederau transportiert. Wie sich  
Kurt Wirsig noch erinnert, waren die Dämme um das   
Gelände stark aufgeweicht. Panzer der Sowjetarmee   
wurden mit Sandsäcken vollgelanden. Obenauf die     
Helfer,ging es durch das Hochwasser zum Senderareal.
Dabei soll auch ein Panzer in einen Graben gerutscht
sein, weiß der damals 18-Jährige. Bis zum Montag-   
morgen schufteten die Menschen, schütteten Kies auf 
und schafften es wichtige Teile der sonst nicht zu- 
gänglichen Anlage zu schützen, sodass der Sender    
nicht ausfiel. Gegen Mittag ging dann das Wasser    
langsam zurück.                                     
Blick in Richtung Audigast von der Flutbrücke der alten Strasse nach Pegau. In der Bildmitte erkennt man noch den Pfeiler der damals abgebauten Bahnbrücke.
Foto: Arndt Kutzschbach.
              

Von über 75 Stunden Dauerregen berichten die Aufzeichnungen aus dieser Zeit. Betrachtet man den Leipziger Monatswert von
212 l/qm kann man die Wassermassen erahnen. Die Lage noch verschlimmernd kam der Umstand hinzu, dass das Elsterstaubecken in Pirk bei Oelsnitz so voll war, daß es geöffnet werden musste und so große Wassermengen abgab. Der Messpegel der Weißen Elster in Zeitz registrierte am 11.Juli 54 den Höchststand von 6,30m. Normal sind hier etwa 2m im Schnitt. Aufgrund der erhöhten Lage am Osthang der Elsteraue stellte sich für die Stadt Groitzsch die Situation weniger dramatisch dar. Einzigst das Stadtbad und die Wasserschänke waren von dem Hochwasser betroffen. Auch auf der alten Strasse nach Pegau ging durch die Fluten nichts mehr. Lediglich einige LKWs im Pendelverkehr brachten die Arbeiter in die Nachbarstadt.


Erinnerungen der Familie Schuhknecht

Bis zu einem halben Meter hoch stand in diesen Julitagen 1954 das Wasser rund um das gemütliche Gasthaus "Zur Wasserschänke" unmittelbar beim Schwennigkensteg am Fußweg nach Pegau. Obwohl die Besitzer durch die Stadtverwaltung rechtzeitig gewarnt wurden und die Groitzscher Feuerwehr Sandsäcke stapelte, lief der Bierkeller voll und die Dielung des Erdgeschosses wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Die junge Familie fand in dieser Zeit bei den Schwiegereltern in der Stadt unterschlupf. Etwa 4 Wochen dauerten die Reparaturarbeiten an dem historischen Gebäude, dass Ende der 1960Žer Jahre abgerissen wurde. Die folgenden Bilder des Hochwassers und der LVZ-Ausschnitt wurden freundlicher Weise von Familie Schuhknecht zur Verfügung gestellt.
Die Aufnahmen vom 10.Juli 1954 zeigen das Hochwasser mit Blick auf den Hang der Graf Wiprecht Strasse bzw. des Schützenplatzes (re). In der Mitte erkennt man die noch heute vorhandene Uferbefestigung der Schwennigke. Zum Zeitpunkt des Fotos ist der Höchststand des Wassers noch nicht erreicht.
              

Die Groitzscher Familie Elß stellte mir die nachfolgenden Fotoaufnahmen zur Verfügung. Sie zeigen zum einen die Situation am ehemaligen Stadtbad und die überflutete Verbindungsstrasse nach Pegau. Da aufgrund der Überschwemmung zwischen den beiden Orten keine Busse mehr verkehrten, wurden vom Rat des Kreises in Borna einige Fuhrunternehmer verpflichtet, den Transport der Arbeiter auf der Ladefläche ihrer LKWs zu übernehmen. Vielen Dank für die Genehmigung zur Veröffentlichung auf dieser Seite.

Damals wurde das Stadtbad von einem Bretterzaun umgeben. Der Blick geht über die überflutete Roßkalkbrücke zum Badgelände.
Die Wiesen sind vollkommen überschwemmt. Beim genaueren Hinsehen erkennt man im hinteren Teil einige geöffnete Flutklappen im Bretterzaun.
Das Geländer der Roßkalkbrücke steht heute noch. Das Hochwasser hat alles überspült.
Eine Aufnahme wahrscheinlich vom Pegauer Fußweg mit Blickrichtung Schützenplatz.
Kurt Hiemann fährt mit seinem LKW die auf der Ladefläche
stehenden Menschen über die überflutete Strasse nach Pegau.
Diese Ansicht zeigt die überspülte Strasse zwischen der Flutbrücke
und der Brücke am roten Graben.
              

Es gibt doch viel mehr Fotos von dieser Jahrhundertflut 1954 als gedacht, waren
doch zu dieser Zeit, wenige Jahre nach dem
Krieg, die Fotoapparate im Gegensatz zu
heute eher ein Luxusartikel. Diese Bilder
stammen aus der Sammlung von Herrn
Peter Bücheler aus Groitzsch. Auch hier ein
herzliches Dankeschön für die Zusendung.
Bei dieser Aufnahme stand der Fotograf oberhalb der Roßkalkbrücke. Interessant auch das alte Schild des einstigen Groitzscher Stadtbades.
Hier geht der Blick entlang des Bretterzaunes des alten Stadtbades über die Wiesen zum Pegauer Fußweg.
Nicht ganz klar ist der Ort dieses Bildes. Wahrscheinlich zeigt es den Blick vom Fuß des Burgberges hinüber zur Ostspitze der Anglerinsel.
Schön kann man hier die Höhe der Flut an der Alten Wasserschänke und dem Schwennigkensteg erkennen.
Bei diesem Bild, ebenfalls an der Wasserschänke, ist der Pegelstand schon etwas niedriger.
Die Gartenanlage am Poetenweg steht unter Wasser. Für die damaligen Jugendlichen ein willkommener Spaß.              Foto: Arndt Kutzschbach
Auch die Schnauder führte Hochwasser und hat die Strasse von Wischstauden nach Groitzsch überflutet. Ein Foto von Oswald Naumann.
Ebenfalls aus dem Archiv von Oswald Naumann. Die überflutete Strasse nach Wischstauden. Links ist heute eine Gartenanlage.
Die Groitzscher Feuerwehr pumpt einen Bauernhof aus. Leider ist der genaue Ort unbekannt. (Archiv Naumann)
Mit ihrer Motorpumpe hilft die Groitzscher Feuerwehr beim Wasser abpumpen. Auch dieser Ort ist unbekannt. (Archiv Naumann)
An einem Gebäude des ehemaligen Presswerkes (Plasta) bei Wischstauden pumpt die Wehr den Keller aus. (Archiv Naumann)

Die Hochwassersituation in Pegau

Aus dem Protokoll zur ausserordentlichen Vorstandssitzung der Fachgruppe Museum und Ortschronik des Kulturbundes vom 15.7.54 und der Niederschrift der 6. öffentlichen Stadtverordneten-Sitzung vom 30.Juli 1954 hat der Pegauer Ortschronist Tylo Peter eine umfangreiche Beschreibung über die Hochwasserkatastrophe seiner Heimatstadt zusammen getragen und mir zur Veröffentlichung freigegeben. Vielen Dank für das detaillierte Werk. Nachfolgend einige Auszüge daraus.
In den Abendstunden des 9.Juli 54 stieg das Wasser der Weißen Elster rasant an, sodass gegen 20:30 Uhr "Alarmzustand 3" angeordnet wurde. Um 16 Uhr des Folgetages überschritt der Pegel bereits die 3m Grenze. Es erfolgte der erste Einsatz der Feuerwehr, welche die Baracken am Poetenweg und das Sportlerheim räumten. Um 19:30 Uhr trat bei einem Pegelstand von 3,40m die Elster am Schützenplatz über die Ufer. Der Garten der Fachschule für Landwirtschaft sowie die Stallungen und das Souterrain waren voll Wasser. Sonntagnacht gegen 2:30 Uhr wurde per Sirenendauerton Katastrophenalarm ausgelößt. Bei 3,65m bestand nun auch Gefahr für das Elsterwasserwerk. Die Fluten standen da schon 1m hoch auf der Zufahrtsstrasse. Nur mit vorgespannten Pferden konnte die Kraftspritze der Feuerwehr zum Einsatzort gezogen werden. Auch am Stadtwasserwerk in der Nähe des Alberthain mussten Pumpen gegen das Hochwasser arbeiten, damit die Trinkwasserversorgung aufrecht erhalten werden konnte. Da am frühen Morgen noch nicht genug Hilfskräfte für die Abwehrmaßnahmen des Hochwassers bereit standen, wurde Herr Mühlner mit der Trompete durch die Stadt geschickt. Einsätze erfolgten in Wiederau und Weideroda (siehe oben). Gegen 8 Uhr am Sonntag war die Audigaster Strasse überflutet. Die Landmannschen Häuser und die Ziegelei Erbs standen unter Wasser. Wegen bestehender Explosionsgefahr musste hier das Feuer im Brennofen gelöscht und die Brennkammern gesichert werden. Die Arbeiter wurden am Nachmittag mit einem Kahn der Feuerwehr in Sicherheit gebracht. Gegen 13 Uhr erreichte die Elster mit 3,78m ihren Höchststand. In den Häusern der Probsteisiedlung wurden bereits Vorkehrungen zur Evakuierung getroffen, eine Räumung dort brauchte jedoch nicht mehr erfolgen. Andere Evakuierte kamen dagegen im Kulturraum der Filzfabrik und dem Lutherhaus unter. Die gesamte Elsteraue bis Gatzen war ein einziger See, aus dem nur gelegentlich eine grüne Insel heraus lugte. Die neue Strassenbrücke der F2 (heute B2) am Alberthain schaute noch knapp 30cm aus den schlammig gelben Fluten. Der Fußweg nach Weideroda war überschwemmt und auf der Verbindung nach Audigast stand an der tiefsten Stelle das Wasser bis 1,60m. In Richtung Groitzsch ging ebenfalls nichts mehr ohne schwere Technik. Auf der bis zu 70cm überspülten Strasse pendelten anfangs noch LKWs für den Personentransport, doch als der LKW vom Wiederauer Schümichen abrutschte, erfolgte die Bergung und der weitere Transport nur noch mit einem Raupenschlepper der MTS Nöthnitz. Gegen 22 Uhr am Sonntag (11.Juli) musste das Gehöft von Paul Müller in der Auenstrasse geräumt werden und um 23 Uhr trat die Elster bei der Gärtnerei Dotzauer über die Ufer. Durch den sofortigen Einsatz der Feuerwehr, die einen Damm aufwarf, wurde verhindert, dass das Wasser in die Töpfergasse und Auenstrasse eindrang. Erst am Montag ging das Wasser zurück. Befürchtet wurden Schäden an Gebäuden, da das Grundwasser bis zum Matin-Luther-Platz in den Kellern stand und auch über eine große Mückenplage im Anschluss wurde berichtet. Besonders den unermütlichen Einsatz der Feuerwehrkameraden hoben im nachhinein die Stadtväter in ihrer Sitzung hervor.
Zwei Perspektiven von der Elsterbrücke. Hier ist der Platz der Jugend (heute Schützenplatz) zum größten Teil geflutet.     Foto: Museum Pegau
Der Blick in die Gegenrichtung zeigt die Elsterbrücke, als der Höchststand noch nicht erreicht ist, wie der Uferbereich verrät.      Foto: Archiv Zobel
Nach Groitzsch 2km - steht auf dem Wegweiserschild an der überfluteten Straße zur Schusterstadt. Nichts geht hier mehr.     Foto: Archiv Zobel
Die noch im Bau befindliche Fernverkehrsstrasse 2 am Abzeig nach Groitzsch steht unter Wasser.Teilweise sind es 70cm.   Foto: Archiv Zobel
Auch das Gelände der Pegauer Ziegelei Erbs steht komplett im Wasser der Elster. Die Produktion der Steine ist eingestellt.         Foto: Archiv Zobel
Arbeiter müssen das Feuer im Ringofen wegen Explosionsgefahr löschen und die Brennkammern gegen Wasser sichern.          Foto: Archiv Zobel

Pegelstände 1954 am Meßpunkt Pegau

09.07.54





8 Uhr
17 Uhr
19 Uhr
20 Uhr
22 Uhr
24 Uhr
42cm
88cm
122cm
140cm
162cm
172cm
10.07.54





2 Uhr
8 Uhr
14 Uhr
18 Uhr
21 Uhr
24 Uhr
176cm
200cm
300cm
336cm
350cm
360cm
11.07.54


8 Uhr
13 Uhr
24 Uhr
372cm
378cm
374cm
12.07.54





8 Uhr
11 Uhr
14 Uhr
18 Uhr
22 Uhr
24 Uhr
378cm
378cm
370cm
360cm
358cm
356cm
13.07.54


8 Uhr
14 Uhr
24 Uhr
346cm
340cm
332cm
14.07.54


8 Uhr
14 Uhr
24 Uhr
318cm
310cm
302cm
15.07.54


8 Uhr
14 Uhr
24 Uhr
284cm
270cm
266cm
16.07.54


8 Uhr
14 Uhr
24 Uhr
262cm
252cm
240cm



Aufzeichnungen:



Edgar Genze



Meßwerte müssen um
1m nach oben korrigiert werden!!
Nur noch per LKW konnten die überfluteten Strassen befahren werden. Die Arbeiter und Helfer stehen auf der Ladefläche     Foto: Museum Pegau
Dieses Bild entstand etwa in der Mitte der alten Strasse nach Groitzsch. Schön kann man die Höhe des Wassers erkennen.      Foto: Archiv Zobel
Land unter in der Gärtnerei Krause in der Ratsziegelei.   (Museum Pegau)
Die Strasse zum Pegauer Sporthaus ist gesperrt.          Foto: Archiv Zobel

Niederschlagsmengen Pegau im Juli 54

09.07.     32,5 mm
10.07.     38,2 mm
11.07.     16,4 mm
12.07.     12,3 mm
13.07.     26,6 mm
14.07.      0,9 mm
15.07.      5,7 mm
16.07.      1,3 mm

Gesamt:     133,9 mm
Am Herrenweg Höhe Ziegelei läuft das Wasser in die Lehmgrube. (Zobel)
              
Sogar bewegte Bilder sind aus dieser Zeit erhalten geblieben. Herr Oswald Naumann stellte mir die Aufnahmen seines Vaters Oswald Naumann sen. zur Verfügung. Der etwa 6-minütige Streifen auf 8mm Film zeigt eindrucksvoll die Wassermassen. Zu sehen sind Szenen am Pfarrholz, der Wasserschänke (auch wenn diese nicht im Bild ist), der Marienbrücke und von Audigast. Vielen Dank für die Genehmigung.

Genau 100 Jahre zuvor....

Es ist schon etwas kurios, wenn man weiter zurück in die Wettergeschichte der Stadt Pegau schaut und fast auf den Tag genau 100 Jahre früher ein ebenso verherendes Hochwasser beschrieben findet. Der damalige Chronist hinterließ folgende Zeilen:
"9.Juli 1854 Abends von 10 bis früh 2 Uhr unter fürchterlichen Stürmen entluden sich die Wolken so, daß die Elster zu einem Strome anschwoll und unsere Aue, soweit man sehen konnte, in einen einzigen See verwandelte."
Noch ausführlicher berichtete der Kirchner Kühn:
"... daß das Jahr 1854, nach einem trockenen Frühjahr, einem feuchten Sommer, einem schönen Herbst und einem milden Winter geendet habe. In den Tagen vom 2.Juni bis 14. Juli war fast kein Tag regenfrei. Ein heftiger, fast 24-stündiger Regen den 8. und 9. Juli bewirkte in ganz Mitteleuropa eine Überschwemmung, wie sie seit 1771 und 1816 nicht beobachtet wurde. Die Heuernte, sowie in den Niederungen die Kartoffel- und Rapsernte waren total vernichtet. Nach den Messungen des hiesigen Dammeisters Dolze, zeigte der Elsterpegel oder Flutmesser am 10. Juli 1854 ungefähr 6 Ellen. Bei dem Hochwasser im März 1845 zeigte er dieselbe Höhe; im Mai 1839 sogar 5 Zoll höher. Im Mulde-, Pleiße- und Wyhragebiet in den Orten Grimma, Borna, Frohburg war 1854 der Pegelstand sogar noch eine Elle höher. - Nach dem Sinken des Wassers machten sich auch Schäden an der Elsterbrücke in Pegau bemerkbar. An der Stirnseite des östlichen Pfeilers waren zwei Steine vollständig herausgespült worden."

Eine Elle hat etwa 60cm - ein Zoll etwa 2cm.
Quelle: Museum Pegau
Haben auch Sie persönliche Erinnerungen, Fotos oder Zeitungsartikel von diesem Hochwasser, dann würde ich mich über eine Info freuen.

Bildrechteinhaber: Olaf Becher   -  www.groitzsch-wetter.de